01 Friedrichsohn_2014 Mit Bronzeplastik Jodokus

Peter Friedrichsohn mit der Bronzeplastik des Pilgers Jodokus, aufgenommen an seinem 80. Geburtstag im Jahr 2014. Foto: Privat.

Original: Privatsammlung Peter Friedrichsohn, Winnenden. Digitalisat: Stadtarchiv Winnenden, Bildarchiv

Friedrichsohn, Peter

Biographie
02 Friedrichsohn_1611-1632 Medaille Gustav II. Adolf

Ovale Medaille auf den schwedischen König Gustav II. Adolf, 1611-1632.

Landesmuseum Württemberg, Stuttgart (CC BY-SA)

Peter Friedrichsohn kam am 22. September 1934 in Waiblingen als Sohn des Winnender Küfermeisters Emil Friedrichsohn und dessen Frau Ottilie, geborene Bühl, zur Welt. Seine familiären Wurzeln liegen in Schweden. Der Stammvater war während des Dreißigjährigen Krieges Soldat im Heer König Gustavs II. Adolf und ließ sich schließlich in Württemberg nieder.

Friedrichsohns Kindheit fiel in die Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkriegs. Noch heute erinnert er sich an die Hinrichtung zweier ukrainischer Zwangsarbeiter auf Winnender Markung Mitte Juli 1944. Im Alter von zehn Jahren erlebte er am 20. April 1945 die Beschießung der Stadt durch US-Feldartillerie mit. Nach dem Besuch der Schule machte er eine Lehre zum Weinhandelskaufmann im Groß- und Außenhandel sowie eine Ausbildung zum Weinhandelsküfer. Zudem war er zwei Semester lang Gasthörer an der damaligen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau Geisenheim am Rhein. Es folgte eine jahrzehntelange berufliche Tätigkeit zunächst im elterlichen Betrieb, später im internationalen Weinmanagement eines Mannheimer Großhandels.

03 Friedrichsohn_1939 Skifahren Kanalstraße

Peter Friedrichsohn beim Skifahren in der Kanalstraße, um 1939. Foto: Privat.

Original: Privatsammlung Peter Friedrichsohn, Winnenden. Digitalisat: Stadtarchiv Winnenden, Bildarchiv

Sehr wichtig war und ist Peter Friedrichsohn die Politik. Als Vorbild diente ihm der erste baden-württembergische Ministerpräsident Reinhold Maier, der aus Schorndorf stammte und den Begriff der „Graswurzel-Demokratie“ geprägt hat. Damit ist gemeint, dass jeder und jede sich nach eigenen Kräften aktiv in die Gesellschaft einbringen solle. Friedrichsohn gründete den Ortsverband Winnenden-Berglen der FDP. Von 1965 bis 1975 saß er zum ersten Mal im Winnender Gemeinderat, als Mitglied der Fraktion der Freien Wählervereinigung. Überdies gehörte er kurze Zeit dem Kreistag an. Seine zweite Periode im Gemeinderat, für die Liste der FDP, währte von 2009 bis 2017. 

08 Friedrichsohn_1960 ca Erstes Akkordeonorchester

Das erste Akkordeonorchester Winnenden unter der Leitung des Musiklehrers Gotthold Bachteler, um 1960. Foto: Privat.

Original: Privatsammlung Peter Friedrichsohn, Winnenden. Digitalisat: Stadtarchiv Winnenden, Bildarchiv

Neben der Kommunalpolitik engagierte Peter Friedrichsohn sich auch in Vereinen und Verbänden. So war er stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Württembergischer Weinkellereien, Vorsitzender des Winnender Wein- und Kulturvereins und Mitbegründer der Björn-Steiger-Stiftung. Beim ersten Akkordeonorchester Winnenden versah er das Amt des Kassiers. Nicht zuletzt ist er seit 75 Jahren Mitglied bei der SV Winnenden, die 2023 ihr 175-jähriges Bestehen feiern konnte.

Des Weiteren interessiert Peter Friedrichsohn sich für Kunst und Stadtgeschichte. Beispielsweise stiftete er für den Vorplatz des Rems-Murr-Klinikums eine von Martin Kirstein geschaffene Bronzeplastik des Jakobspilgers Jodokus und vermittelte Bilder von Winnender Malern wie Hermann Abbrecht aus Privatbesitz an das Stadtarchiv. An der Mauer zum Schlosspark, gegenüber von der Alten Kelter, befindet sich ein Winzerrelief, das von dem Winnender Steinmetzmeister Wilhelm Seitz angefertigt wurde. Ursprünglich hing es an der Fassade des Gebäudes Marktstraße 63, wo die Weinhandlung Friedrichsohn war. Peter Friedrichsohn stellte es als Kunst im öffentlichen Raum zur Verfügung.

Für seinen ehrenamtlichen Einsatz wurde Friedrichsohn im Jahr 2014 die Reinhold-Maier-Nadel verliehen. Beim Ausscheiden aus dem Gemeinderat 2017 erhielt er die Bürgermedaille in Gold der Stadt Winnenden. Am 23. September 2020, einen Tag nach seinem 86. Geburtstag, führte Diethard Fohr von der Initiative Stadtmuseum im Historischen Verein Winnenden ein Zeitzeugeninterview mit ihm. Die Aufnahmen machte Hans-Martin Fischer. In das Video sind hauptsächlich Fotos aus der Privatsammlung von Herrn Friedrichsohn eingebunden. Öffentlich gezeigt wurde es am 25. September 2024 in der Scheune des Hotel-Restaurants „Schöne Aussicht“ in Bürg.

Michaela Couzinet-Weber