01 Weber Eugen Weber über Kamera

Fotograf Eugen Weber um 1950. Foto: Privat.

Stadtarchiv Winnenden, Bildarchiv

Weber, Eugen

Biographie

Biographie

03 Weber Photoatelier Fuchs.jpg

In diesem Fotoatelier hat Eugen Weber seine Lehre absolviert. Foto: Unbekannt.

Stadtarchiv Calw, Sign. FSII Nr. 3293

Heinrich Eugen Weber wurde am 9. März 1885 in Stuttgart geboren. Seine Eltern waren Christian Heinrich Weber und Anna Maria, geborene Weber. Er wuchs in Winnenden auf und besuchte hier zuerst die Grundschule, dann die Lateinschule und schließlich die Realschule. Seine Lehre absolvierte er in Calw im Photographischen Atelier von Carl Fuchs. Aus dem Nordschwarzwald kehrte er 1909 nach Winnenden zurück. Er blieb sein Leben lang unverheiratet und hatte keine Kinder. Zusammen mit seiner Schwester lebte er in der Seegartenstraße 5.

02 Weber Zeugnis

Schulzeugnis von Eugen Weber.

Stadtarchiv Winnenden, Bestand Altakten

Am 1. März 1919 übernahm Eugen Weber von seinem Vater das Fotogeschäft in der Seegartenstraße. Dieses Atelier hatte Heinrich Weber 1889 eröffnet. Die Werkstatt war neun auf fünf Meter lang und hatte teilweise ein Glasdach und eine Glasfront. Der Lichteinfall konnte nach den jeweiligen Bedingungen und Erfordernissen durch Vorhänge geregelt werden.

Eugen Weber fotografierte wichtige Ereignisse im Leben einzelner Menschen wie beispielsweise Hochzeiten. Er machte Portrait-, Familien- und Gruppenaufnahmen. Vor seiner Kamera standen Schulklassen, Soldaten, Tanzstundenabsolventen oder Vereine. Er fotografierte die Menschen in seinem Studio oder auch draußen. Daneben bildete er den Alltag in Winnenden ab. Durch seine Fotos wurden Veränderungen im Stadtbild sichtbar. Um die Beschaulichkeit des Städtchens zu unterstreichen, setzte er zum Beispiel Rindergespanne ein. Seine Stadtansichten und Landschaften bot er sowohl als Postkarten an, wie auch als vergrößerte Bilder für die Wände daheim. Bei den Bildern ist eine Stadtansicht einmal als Glasplatte und einmal als Postkarte zu sehen.

Ebenso dokumentierte Eugen Weber besondere Vorkommnisse in der Stadt, etwa ein Kinderfest, die Zerstörungen bei Kriegsende 1945 oder die Abnahme der Glocken vom Turm der Stadtkirche. Letztere waren kurz nach dem großen Stadtbrand von 1693 aufgehängt worden und hatten den Ersten Weltkrieg noch unbeschadet überstanden. Während dieser Aktion entstand sogar ein Bild von Eugen Weber bei der Arbeit.

15 Weber Kinderfest

Kinderfest mit Karussell im Stadtgarten um 1926. Foto: Eugen Weber.

Stadtarchiv Winnenden, Bildarchiv
21 Weber Werbung 1

Werbeanzeige des Fotografen, die im Volks- und Anzeigeblatt am 29. März 1919 erschien.

Stadtarchiv Winnenden

Einer Werbeanzeige im Winnender Volks- und Anzeigeblatt vom 29. März 1919 ist zu entnehmen, dass Weber bereits kurz nach der Übernahme des Ateliers Vergrößerungen „in allen modernen Verfahren“ in sein Angebot aufnahm. Diese fertigte er von Bildern, Filmen und Platten. So konnten Amateure ihre eigenen Fotos entwickeln und vergrößern lassen.

Als die Amateurfotografie durch Erfindung der Kleinbildkamera in den 1920er-Jahren weiter zunahm, vergrößerte Eugen Weber 1927 sein Atelier um eine „Handlung photogr. Apparate und Bedarfsartikel“. Auch dazu setzte er eine Anzeige in das Volks- und Anzeigeblatt. Sein Sortiment umfasste demnach „Cameras neuester Konstruktion“, Platten, Rollfilme, Filmpacks, Papiere von verschiedenen Firmen sowie Chemikalien, Kugelblitze, Gelbscheiben, Filterhalter, Stative, Kugelgelenke, Dunkelkammerlampen usw.

Besondere Aufträge

Immer wieder übernahm der Fotograf Aufträge für die Stadtverwaltung. Als Winnenden 1925 an der Stuttgarter Ausstellung „Schwäbisches Land“ teilnahm, fertigte er Vergrößerungen an. Im gleichen Jahr feierte die Stadt ihre 600-jährige Zugehörigkeit zu Württemberg mit einem Umzug, einem Schauspiel und Lichtinstallationen. Eugen Weber sollte dies in Bildern festhalten.

1935 verschickte Winnenden zum „Tag des Deutschen Volkstums“ am 22. September eine Postkarte an 166 frühere Bürger, die im Ausland lebten. Das Motiv, das in die ganze Welt ging – eine Ansicht der Marktstraße vom Marktbrunnen bis zum Schwaikheimer Torturm – stammt von Eugen Weber. Auf der Textseite der Karte ist ein Gruß von Bürgermeister Georg Schmidgall und Stadtpfarrer Theodor Rooschüz an die Deutschen im Ausland abgedruckt. Im Stadtarchiv sind neben dieser Karte auch Dankesschreiben für die Grüße aus der Heimat erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Weber an der Bebilderung eines Stadtführers mit.

Für die Paulinenpflege brachte Weber zwei Mal ein Postkartenbüchlein mit je zehn Postkarten heraus. Diese Kartenserien wurden anlässlich der Ausstellung der Freien Wohlfahrtspflege in Stuttgart 1926/27 erstellt. Eines der Kartenheftchen befindet sich im Stadtarchiv. Es zeigt Szenen vom Alltag in den Abteilungen der Einrichtung.

Eine weitere Einnahmequelle war die reine Werbefotografie. So fertigte Eugen Weber im Jahr 1935 Aufnahmen für das Elektrizitätswerk an. Dazu wurden gestellte Familienszenen in einer Küche mit verschiedenen Elektrogeräten gemacht.

Eugen Weber verstarb am 26. Dezember 1966 in der Seegartenstraße 5. Die Winnender Zeitung würdigte ihn mit einem Nachruf.

46 Weber Sterbebucheintrag

Sterbebucheintrag von Eugen Weber.

Stadtarchiv Winnenden, Sterbebuch 1966
48 Weber Nachruf 1966 12 31

Diesen Nachruf druckte die Winnender Zeitung am 31. Dezember 1966 ab.

Stadtarchiv Winnenden

Nachleben

49 Weber Spiegel

Titelblatt von Roland Schurigs Buch über Leben und Werk der Lichtbildner-Familie Weber.

Stadtarchiv Winnenden, Archivbibliothek

Nach seinem Tod blieben er und seine Fotos in lebendiger Erinnerung. 1991 veröffentlichte der damalige Stadtarchivar Roland Schurig ein Buch mit dem Titel „Spiegel vergangener Zeiten. Leben und Werk der Lichtbildner-Familie Weber in Winnenden (1864-1957)“. Es behandelt im Textteil das neu aufkommende Medium Fotografie und stellt Johannes Weber, Heinrich Weber und Eugen Weber vor. Darauf folgt ein großer Bildteil mit Aufnahmen aller drei Fotografen. Im gleichen Jahr fand im Rathaus eine Ausstellung zu diesem Thema statt.

Überdies fand Eugen Weber in der Winnender Zeitung gelegentlich Erwähnung. Zum einen wurden manche seiner Fotos für das Bilderrätsel „Monatskarte“ verwendet. Zum anderen erschien in der Ausgabe vom 7. Juni 2003 der Artikel „Bekannter als jeder Pfarrer: Fotograf mit Hut“.

Wenn auch heute keine Postkarten mehr mit Motiven von Eugen Weber gekauft werden können, so ist er weiterhin in der Stadt präsent, zum Beispiel in der Markthalle. Wann immer Bilder aus dem Zeitraum 1919 bis 1957 benötigt werden, sind seine Ansichten die erste Wahl. Der Band „Winnenden in alten Bildern“, der 1988 mit Texten von Otto Klöpfer herausgebracht wurde, griff ebenso auf Webers Schaffenswerk zurück wie heute das Virtuelle Stadtmuseum Winnenden in seinen Ausstellungen. Eugen Weber zeigt uns auch, was es nicht mehr gibt, wie beispielsweise das Gartengässle, das früher an der Stadtkirche entlangführte.

Nicht zuletzt sind Fotos von Eugen Weber in der „Galerie Winnenden - Fotografie und Technik“ zu sehen. Den ehrenamtlichen Betreibern ist es wichtig, das heutige und das historische Stadtbild einander gegenüberzustellen.

Annika Niedenhoff