Im Oktober 2016 bezog die Kreissparkassenfiliale in Birkmannsweiler neue Räume in der Querstraße 3. Foto: Hans Kuhnle.
Geschichten zur Sparkasse in Birkmannsweiler
Nach dem Zweiten Weltkrieg reichte vielen Bürgern in der damals noch selbständigen Gemeinde das Angebot der örtlichen Darlehenskasse nicht mehr aus. Manche hatten wegen der persönlichen Nähe der Vorstandschaft Bedenken gegenüber dieser Einrichtung. Aber auch die Gepflogenheiten in einer immer schneller wachsenden Geschäftswelt, der Beginn der bargeldlosen Lohnzahlung und die steigende Bautätigkeit weckten in Birkmannsweiler den Wunsch nach Schaffung einer zweiten Bank.
1954-1978: Im unteren Kirchweg 5
Mit der Kreissparkasse Waiblingen fand man eine Bank. Und die Familie von Richard Frank erklärte sich bereit, eine Filiale des Instituts bei sich aufzunehmen. Die Familie Frank, insbesondere Frau Gertrud Frank, betrieb die Bank nebenamtlich, wie es im Sparkassenjargon hieß. Der Schreibtisch und der Geldschrank standen im Wohnzimmer links der Eingangstür des Hauses im unteren Kirchweg 5. Hier wurden die kleinen Geldgeschäfte seit dem Jahre 1954 abgewickelt.
Über 20 Jahre verlief der Betrieb reibungslos. Es sind dem Chronisten keinerlei negative Meldungen bekannt oder wurden solche in Akten vorgefunden. Das änderte sich am 21. Dezember 1976. An diesem Tag wurde die Filiale bei der Familie Frank überfallen. Maskierte Räuber versuchten bei Gertrud Frank an den Tresor zu kommen. Nur der hartnäckige Widerstand von Ehemann Richard Frank vereitelte den Überfall. Die Räuber zogen ohne Geld ab. Richard Frank musste dafür einige Schläge einstecken und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die Winnender Zeitung berichtete am 22. und 23. Dezember darüber.
Ob es nun der Überfall war oder ob die Kassengeschäfte so angestiegen sind, ist letztendlich gleichgültig. Auf jeden Fall kam ab August 1977 Herr Hans Wöhr von der Zentrale in die Zweigstelle nach Birkmannsweiler und übernahm die Geschäfte in der Wohnung der Familie Frank.
1978: Umzug in die Hauptstraße 46
Die Sparkasse war schon seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Objekt für eine größere Zweigstelle. Denn in den doch beengten Räumen war die zwischenzeitlich auf 6.500 Kassengeschäfte angestiegene Arbeit fast nicht zu bewältigen.
Im Jahre 1976 ging die Scheune des Albert Bihlmaier in der Hauptstraße 46 in den Besitz von Jakob Neuhaus über. Dieser war bereit, dieselbe umzubauen und die Zweigstelle der Sparkasse dort aufzunehmen. Nach einer kurzen Zeitspanne konnte Architekt Walter Rommel den Vollzug der geplanten Umbaumaßnahmen, welche einen Aufwand von ca. 50.000 DM verursachten, melden. Und am 12. Oktober 1978 hat die Sparkasse Waiblingen ihre Filiale in den neuen Räumen in der Hauptstraße 46 der Öffentlichkeit bei einem kleinen Fest vorgestellt.
Filialleiter blieb Hans Wöhr, der nun auf fast 50 Quadratmetern seinen Aufgaben nachging. Der Schalterraum mit seinen 34 Quadratmetern war zweckmäßig eingerichtet. Hinzu kam ein kleines, etwa zehn Quadratmeter großes Besprechungszimmer für die Fälle, die nicht für fremde Ohren bestimmt waren.
1992-2016: In der Jahnstraße 4
Nachdem die Bankgeschäfte immer mehr zunahmen, schien dieser kleinen Filiale, die zwischenzeitlich über 2.500 Kundenkonten verwaltete, nur eine kürzere Zeitphase vergönnt zu sein. Etwa zwölf Jahre nach der Eröffnung setzten bei Stadtverwaltung und Gemeinderat Überlegungen zur Umgestaltung des Ortsmittelpunktes ein, der bereits in den 1960er-Jahren durch das Planungsbüro Kilpper ins Auge gefasst worden war, aber der 1974 vollzogenen Eingemeindung in die Stadt Winnenden zum Opfer fiel.
Bei diesen Überlegungen war vorgesehen, die Jahnstraße voll auszubauen und einen Gehweg anzulegen. Dazu musste das Häussermannsche Anwesen abgebrochen werden. An dessen Stelle wurde der Dorfplatz angelegt – eine parkähnliche Anlage mit Brunnen und Grün, auch „Klein Killesberg“ genannt. Zwischen dieser Anlage und dem Buchenbach errichtete der Architekt Walter Rommel auf den ehemaligen Häussermannschen Baumwiesen ein Wohn- und Geschäftshaus, in dessen Erdgeschoss die Sparkasse mit einer größeren Filiale einziehen sollte.
Mit der Planung und der Verwirklichung ging noch einige Zeit ins Land, bis dann am 11. April 1992 die offizielle Einweihung des neuen Ortsmittelpunktes durch Oberbürgermeister Karl-Heinrich Lebherz erfolgte. Die Sparkasse hatte den Termin ebenfalls schon lange im Visier, deshalb fand die Eröffnung der größeren Filiale am gleichen Tag statt. Die Bank lud alle Geschäftsfreunde und Interessenten von neun bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein.
Nachdem sich der Leistungsumfang der Filiale in Birkmannsweiler vervierfacht hatte, war dieser Umzug unerlässlich. In den neuen Räumen kümmerten sich drei Mitarbeiter um die Wünsche der Kunden, wobei Hans Wöhr Filialleiter blieb. Sozusagen als vierter Mitarbeiter kam der erste Geldausgabeautomat im Ort hinzu. Von diesem Gerät erwartete man eine gewisse Erleichterung bei der Betreuung der Kunden, das Abheben kleinerer Geldbeträge betreffend.
1997: Zweiter Banküberfall
Am 13. April 1992 nahm die neue Filiale ihren Betrieb auf. Alle hofften, dass das Datum kein schlechtes Omen sein wird, was auch fünf Jahre so blieb. Dann, am 22. August 1997, trat ein, was sich niemand wünscht. Ein Räuber überfiel die Sparkassenfiliale in der Jahnstraße. Über diesen Vorfall berichtete die Presse am 27. August folgendermaßen: „Der Bankräuber von Birkmannsweiler ist zwar noch nicht gefaßt, aber die Kripo glaubt ihn zu kennen: Dringend tatverdächtig ist ein 23jähriger aus einem anderen Winnender Teilort, der seit dem Überfall verschwunden ist.“ Er hinterließ durch entsprechende Eintragungen, die er in der Schalterhalle vornahm, bis sich diese von Besuchern geleert hatte, eine vielversprechende Spur. Allein, die Sparkasse musste sich mit der Tatsache abfinden, dass sie um 10.000 Mark ärmer geworden war. Der Überfall selbst lief für die Mitarbeiter glimpflich ab und keiner wurde ernstlich verletzt, wenn man von der seelischen Belastung absieht.
Bis in die 2000er-Jahre hinein hat sich an der Filiale nichts Wesentliches geändert – abgesehen davon, dass der Geldautomat nun Euro-Scheine und -Münzen herausgab. Weiterhin waren, den Filialleiter Hans Wöhr einbezogen, drei Mitarbeiter tätig.
2016: Letzter Umzug in die Querstraße 3
Nachdem die Umgehungsstraße im Jahre 2000 fertiggestellt war, drängten einige Bürger um den früheren Bürgermeister Friedrich Seibold und Hans Kuhnle aus der Kultur- und Heimatvereinigung Birkmannsweiler darauf, dass die Ortsdurchfahrt mit Hilfe eines staatlichen Programmes saniert wird. Diese Sanierungsarbeiten wurden 2011 abgeschlossen. Dabei entstand die Möglichkeit, einen Dorfplatz zu erschaffen und, zur Abgrenzung, einen größeren Baukörper zu erstellen.Die freigewordene Fläche wurde von der Stadt an die Baugenossenschaft Winnenden veräußert, die im Zusammenhang mit dem ehemaligen Lagerschuppen der Genoba/Volksbank und dem Haus Querstraße 7 zwei neue Wohngebäude errichtet hat. Im direkt an den Dorfplatz angrenzenden Gebäudeteil hat sich die Sparkasse eingemietet. Der vorgesehene Einzug der Volksbank von der Hauptstraße 103 in das gleiche Gebäude wie die Sparkasse wurde nicht realisiert.
Am 10. Oktober 2016 erfolgte der Umzug der Kreissparkassenfiliale von der Jahnstraße an ihren neuen Standort am Dorfplatz. Nach einer Einarbeitungszeit von rund fünf Tagen veranstalteten der verbliebene Filialleiter Hans Wöhr und die Mitarbeiter Marc Fohr und Rita Stäudle einen Tag der offenen Tür. Von zehn bis 14 Uhr wurden die Gäste mit Getränken und Würstchen vom Grill der Metzgerei Eger bewirtet. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Alleinunterhalter aus Rudersberg.
2021: Umwandlung in eine SB-Filiale
Am 30. April 2019 ging Hans Wöhr nach fast 42 Jahren als Filialleiter der Kreissparkasse in Birkmannsweiler in den Ruhestand. Sein Nachfolger war Patrick Schüle. Bereits zwei Jahre später traf die Rationalisierungswelle im Bankenwesen, die hauptsächlich mit verändertem Kundenverhalten infolge der Digitalisierung erklärt wurde, auch die Sparkassenfiliale in Birkmannsweiler. Es blieben der Geldausgabeautomat und das Serviceterminal. Die bisherigen Sparkassenmitarbeiter Patrick Schüle, Marc Fohr und Rita Stäudle wurden in der Zentrale weiterbeschäftigt. Die Sparkassen-Beratungsräume sind an eine Physiotherapeutin vermietet.
Die Umstrukturierung der Banken im Allgemeinen geht mit der Meinung vornehmlich der älteren Bevölkerung nicht konform. Auch der Versuch, in den Sparkassenräumen einen gemeinsamen Geldautomaten-Standort von Volksbank und Sparkasse einzurichten, schlug fehl. Es bleibt zu hoffen, dass in unserem Stadtteil wenigstens die bisher aufgestellten Automaten erhalten bleiben.
Hans Kuhnle