5. Veranstaltungsprogramm
Arbeitspläne und Programmhefte
Die äußere Gestaltung der Arbeitspläne und Programmhefte war zunächst noch uneinheitlich. Zwischen 1953 und 2010 wurde dann auf dem Titelblatt der Schwaikheimer Torturm in verschiedenen Varianten als Logo verwendet. Um 1983 luden kurzzeitig die Maskottchen „Winni“ und Ändy“ zur Teilnahme am Programm ein. Ab September 2010 wurde ein Logo ohne den Torturm eingeführt, das aber bald verschwand zugunsten eines landesweit gemeinsamen Erscheinungsbildes der Volkshochschulen.
Inhaltlich gliederte sich das Programm anfangs nach Veranstaltungsformaten. Genannt seien etwa Einzelabende, Vortragsreihen, berufsbildende Kurse oder Studienreisen. Eine Einteilung in Themenbereiche erfolgte erstmals im Winter- und Frühjahrssemester 1962. Insgesamt elf Themenbereiche gab es damals, darunter Politik, Völker und Länder, Heimatkunde, Musik, Theater und Film. Anzahl und Benennung der Fachgebiete wechselten allerdings lange in fast jedem Semester. Im aktuellen Wintersemester werden sechs Fachbereiche unterschieden: 1. Mensch-Natur-Gesellschaft, 2. Kultur und Kreativität, 3. Gesundheit, 4. Sprachen, 5. Beruf-Digitales Leben, 6. Junge VHS.
Zeittypische Veranstaltungen, Seminare und Kurse
Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wirkten sich nicht nur auf den Zuschnitt der Fachbereiche aus, sondern auch auf die Veranstaltungsformate, die an dieser Stelle schlaglichtartig betrachtet werden sollen.
Fortgesetzt wurde in den 1950er-Jahren das bereits erwähnte Jugendzeltlager. Es erfreute sich lange großen Zuspruchs. Im Sommer 1956 waren über 200 Jungen und Mädchen dabei. Die Lokalzeitung schrieb in ihrer Ausgabe vom 27. August: „Die Teilnehmer des Lagers setzten sich hauptsächlich aus den Städten Winnenden, Schorndorf und Waiblingen mit den umgebenden Gemeinden zusammen. Weitere Kinder kamen aus der Landeshauptstadt, aus einigen Nachbarkreisen und vielen Dörfern und Städten unseres Landes.“ Als allmählich andere Träger ebenfalls begannen, Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche anzubieten, ging die Zahl der Teilnehmenden zurück. 1961 wurde das Zeltlager schließlich eingestellt.
Dem starken Interesse am Film kam die Volkshochschule nach, indem sie ab März 1951 Kulturfilmvorführungen in ihr Programm aufnahm. Regelmäßig wurden fortan an Sonntagvormittagen im Olympia-Kino gehobene Filme der Zeit gezeigt. Überdies griff die VHS in Vortragsreihen jeweils aktuelle Problemlagen auf. Beispielhaft genannt seien der Kurs „Vater lernt Mengenlehre“, mit dem Eltern von schulpflichtigen Kindern im Herbst 1971 eine „Einführung in die moderne Schulmathematik“ bekamen, und ein fast zeitgleich stattfindendes Seminar zum Thema Rauschmittelmissbrauch.
Anlässlich der Verabschiedung von VHS-Leiterin Christel Ludwig im Jahr 2010 lobte Hermann Huba, der Präsident des baden-württembergischen Volkshochschulverbandes, das Angebot an Sprachkursen in Winnenden. Seit 1946 waren insbesondere Englisch und Französisch, später noch weitere mehr oder weniger gängige Sprachen Bestandteil des Veranstaltungsprogramms. In den 1970er-Jahren gab es zeitweise sogar Deutschkurse für Arbeitsmigranten aus Italien, der Türkei und anderen Staaten, mit denen die BRD ein Anwerbeabkommen abgeschlossen hatte.
Ein wichtiges Anliegen war es für die VHS, mit Akteuren der Erwachsenenbildung etwa in Winnendens französischer Partnerstadt Albertville und Meißen in Sachsen zu kooperieren. In diesen Zusammenhang gehört ferner die Reihe „Interkulturelle Kompetenz“, in der Bräuche und Kochrezepte aus Italien oder dem Irak vorgestellt wurden. Ebenfalls thematisiert wurden die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sowie Fortschritte in Technik und Wissenschaft.
Führungen, Exkursionen und Studienreisen
Schon früh versuchte die Volkshochschule Winnenden, ihr Vortrags- und Kursprogramm um Besichtigungstouren und Studienreisen zu ergänzen. Angesteuert wurden – und werden nach wie vor – sowohl Sehenswürdigkeiten in Winnenden selbst als auch in der näheren und weiteren Umgebung. Karl Schwedhelm berichtete in seinen Ausführungen anlässlich des zehnjährigen VHS-Jubiläums von Fahrten, „die der Kunst des oberschwäbischen Barocks und der Renaissance-Architektur der Burgen und Schlösser im Hohenlohischen galten“. Der Zuspruch, den sie fanden, ermutigte dazu, noch entferntere Ziele anzubieten. 1961 etwa veranstaltete die VHS eine Studienreise nach Dänemark, über die in der Winnender Zeitung ausführlich berichtet wurde.
Während der Amtszeit von Hans Janouschek lagen die Reiseziele zunehmend außerhalb Europas, beispielsweise in Ägypten oder Tunesien, und sogar hinter dem sogenannten „Eisernen Vorhang“, der Deutschland in zwei Staaten teilte. In einem Beitrag über „40 Jahre Volkshochschule Winnenden“, der 1986 in Heft 26 der Reihe „An Rems und Murr“ erschien, beschrieb Alt-Oberbürgermeister Hermann Schwab sehr anschaulich eine Studienreise nach Moskau in den 1970er-Jahren: „Die Fahrt mit dem Nachtschnellzug nach Berlin, der Transfer nach Ostberlin und der Flug nach Moskau waren zwar beschwerlich und strapaziös, denn man war über 30 Stunden ohne Schlaf unterwegs, aber der Aufenthalt in Moskau und die Fahrt nach Sakorsk entschädigten reichlich.“
Im aktuellen Programmheft bietet die VHS zwar Studienreisen an, doch liegen Planung und Durchführung bereits seit Jahren bei externen Veranstaltern.
Arbeitskreise und Kooperationen
Von den zahlreichen intern angesiedelten Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen mit externen Partnern, die während der 75-jährigen Geschichte der Volkshochschule Winnenden über einen kürzeren oder längeren Zeitraum existierten, sollen einige hier vorgestellt werden. Im Wesentlichen entstammen sie dem Kulturbereich.
Zu Beginn der 1950er-Jahre gab es noch einen Singkreis an der VHS, der in der Stadt immer wieder konzertierte 1954 gründete sich, parallel zum bereits bestehenden Angebot der sonntäglichen Kulturfilmvorführungen, ein Filmclub. Laut Alt-Oberbürgermeister Schwab traten ihm auf Anhieb 161 Mitglieder bei. In seinem Aufsatz zu 40 Jahren VHS Winnenden schrieb Schwab weiter: „Ziel war es, einmal im Monat einen besonders anspruchsvollen Film zu zeigen und darüber dann auch noch zu diskutieren.“ Bedingt durch den Siegeszug des Fernsehens, hörte der Filmclub dann aber 1964 auf zu existieren.
Eine Institution war die sogenannte Theatergemeinde der VHS. Seit der Eröffnung der Stadthalle Ende 1956 gastierte die Württembergische Landesbühne Esslingen für mehrere Aufführungen pro Semester in Winnenden. Nach über 20 Jahren der Organisation durch die Volkshochschule ging diese Reihe in die Zuständigkeit des städtischen Kulturamts über. Auch die erfolgreiche Reihe „Wort und Ton“ betreut das Kulturamt mittlerweile. Ursprünglich ist sie um 2000 aus einer Zusammenarbeit zwischen Christel Ludwig und Winfried Freese, dem damaligen Filialleiter der Kreissparkasse Waiblingen in Winnenden, hervorgegangen. In der Ausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 17. Mai 2006 heißt es, Freese hätte „überlegt, was mit dem Keller (in der Sparkasse, Anmerkung der Verf.) geschehen soll. Das Resultat war eine kleine feine Reihe mit Musik und Literatur. Unter einer Voraussetzung: ‚Sie übernimmt die Organisation, die Sparkasse sorgt für das Geld.‘“
Speziell an ein junges Publikum richteten sich die Winnender Kinder- und Jugendbuchtage, eine gemeinsame Veranstaltung von VHS, Stadtbücherei und der früheren Buchhandlung Halder.
Die Außenstellen
Die Volkshochschule fasste bald auch im Umland von Winnenden Fuß. So erwähnt das Programmheft für das Herbst- und Wintersemester 1968 Außenstellen in den Gemeinden Birkmannsweiler, Bittenfeld, Buoch, Großheppach, Höfen-Baach, Kleinheppach, Leutenbach, Nellmersbach, Oppelsbohm, Rettersburg, Schwaikheim, Steinach und Weiler zum Stein. Die Außenstellen wurden in der Regel von örtlichen Lehrkräften geleitet. Bedingt durch die Gemeindereform in den 1970er-Jahren änderte sich hier zum Teil die Zuständigkeit. Seit 1980 die Satzung des Volkshochschulvereins angepasst wurde, befinden sich in Leutenbach und Schwaikheim feste Außenstellen.
6. Rückblick und Ausblick
Jubiläen werden oft dazu genutzt, um auf Erreichtes zurückzuschauen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Fünf Jahre nach ihrer Gründung zog Vorstandsmitglied Karl Schwedhelm in einem Aufsatz, der in einer Publikation des Verbandes Württembergischer Volkshochschulen abgedruckt wurde, ein erstes positives Resümee über die Bildungsarbeit in Winnenden: „Die Hörerbilanz der (…) Volkshochschule und ihre Verankerung im kulturellen Leben der Stadt rechtfertigt ihr Vorhandensein.“
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens 1956 bekräftige Schwedhelm im Kursprogramm den Befund, dass die Volkshochschule „bereits ihren festen Standort im Bewußtsein der Öffentlichkeit gewonnen und behauptet hat“. Das Herbstsemester in diesem Jahr wurde feierlich eröffnet mit „Hausmusik aus drei Jahrhunderten“, präsentiert von einem Kammermusik-Ensemble unter der Leitung von Fritz Mareczek.
Zum 25-jährigen Jubiläum 1971 gab es bei Beginn des Herbstsemesters ebenfalls einen Kammermusikabend. Wie Bürgermeister Hermann Schwab im Vorwort des Veranstaltungshefts schrieb, war die zurückliegende Zeit geprägt von einem „Aufschwung in der Bildungsarbeit“.
Das 40-jährige Bestehen der Volkshochschule Winnenden wurde nicht 1986 begangen, sondern zwei Jahre später, als die Geschäftsstelle in das renovierte alte Rathaus einziehen konnte. Beim Festakt am 3. November 1988 im Foyer des neuen Rathauses sprach, wie schon erwähnt, der Tübinger Rhetorik-Professor Walter Jens. Am 4. November wurde in der VHS eine Ausstellung mit Werken von Dozenten des Fachbereichs „Künstlerisches und kunsthandwerkliches Gestalten“ eröffnet. Zum Abschluss des Festprogramms am 9. November erzählte der Historiker Gerhard Raff „schwäbische Geschichte(n)“.
Die Festveranstaltung aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums fand am 22. November 1996 in der Winnender Stadthalle statt. Grußworte überbrachten unter anderen Oberbürgermeister Bernhard Fritz, Paul Hug in seiner Funktion als Vorsitzender des Trägervereins und VHS-Leiterin Christel Ludwig. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom „United Saxes Quartet“.
Der 60. Geburtstag der Volkshochschule 2006 stand im Zeichen der Geschichte. Den Festvortrag am 3. Oktober im großen Sitzungssaal des Rathauses hielt Franz Quarthal, Professor für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart. Bereits am 19. September hatte der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, Thomas Schnabel, über Südwestdeutschland im Jahr 1945/46 referiert.
Das 75-jährige Jubiläum 2021 unterfiel den Bedingungen der Coronapandemie. Veranstaltungen dazu fanden lediglich in Form von Online-Konferenzen statt. Den Weg in die digitale Zukunft geht die VHS Winnenden nun weiter. Gemeinsam mit anderen Volkshochschulen in Baden-Württemberg baut sie, gefördert vom Land, in den nächsten Jahren digitale Strukturen für Sprachkurse auf.